Es war einmal ein leer stehender Bauernhof…
Elterninitiative Kita Wibbelstätz feiert 25-jähriges Bestehen
„25-years-after“…so könnte das Motto einer Abi-Party für in die Jahre gekommene Schulabgänger heißen. In diesem Fall handelt es sich jedoch um den 25. Geburtstag einer gewachsenen Institution im Herzen Rheinbachs, der Kita Wibbelstätz.
Wie alles begann…:
Im Januar 1996 taten sich fünf wagemutige Eltern zusammen und gründeten aufgrund vorherrschenden Betreuungsmangels im Rheinbacher Stadtgebiet eine Elterninitiative. Für die benötigte Unterbringung stellte die Stadt zunächst Räumlichkeiten innerhalb der Grundschule Sürster Weg zur Verfügung. Der Umzug in den in Aussicht gestellten „Hof Raaf“ war allerdings nur noch eine Frage der Zeit – bis nämlich die Restaurierung des bis 1994 landwirtschaftlich genutzten Bauernhofs abgeschlossen war. Der Einzug konnte dann im Januar 1999 stattfinden. Seitdem bietet das damals entstandene Schmuckstück den Kindern und Mitarbeitern durch den einzigartigen Bauernhof-Flair eine ganz besondere Wohlfühlatmosphäre, in der die Abenteuerlust der Kinder immer wieder aufs Neue geweckt wird.
…und was daraus geworden ist:
Die Unterbringung in einem alten Bauernhof hat auch heute nichts an Charme eingebüßt. Mittlerweile verbringen 63 Kinder im Alter von 2 Jahren bis zum Schuleintritt, aufgeteilt in drei Gruppen ihren Tag bei den Wibbelstätzen. Egal, ob in den liebevoll gestalteten Gruppenräumen, auf der „Tenne“ als Tobemöglichkeit, in der Werkstatt zum Experimentieren, im Garten mit dem im letzten Jahr eingeweihten neuen Klettergerüst oder im schmucken Innenhof, in dem die Kinder besonders gerne mit den Dreirädern rumdüsen – überall sieht man: die Kinder fühlen sich hier pudelwohl!
Frau Schnieber, die passionierte Leiterin der Kita Wibbelstätz, das ebenso vielseitige wie kompetente Erzieher-Team, die für ihre köstlichen Gerichte verehrte Küchenchefin Roswitha, und nicht zuletzt die im Vorstand, Elternbeirat oder „einfach nur so“ engagierten Eltern tun alles in ihrer Macht stehende, damit das so bleibt.
Es hat sich viel getan im Laufe der Jahre: das teiloffene Pädagogische Konzept und die Umsetzung der Partizipation wurden stetig weiterentwickelt. Auf aktive Mitbestimmung, Spontaneität und Selbständigkeit wird heutzutage im Kindergarten besonderer Wert gelegt. Dem erhöhten Bedarf an U3-Plätzen wurde mit einer Umstrukurierung der Gruppen Rechnung getragen. Das bunt gemischte Team, in dem es sogar zwei Männer gibt, wird ab diesem Sommer durch zwei Auszubildende, die ihre PiA-Ausbildung in der Einrichtung absolvieren, ergänzt. Die Wibbelstätze beschreiten also neue Wege, ohne jedoch die bewährten Dinge dabei auf der Strecke zu lassen. Wir wünschen gutes Gelingen für die nächsten 25 Jahre und freuen uns bereits jetzt auf die angekündigte Geburtstagsfeier, die aller Voraussicht nach im nächsten Jahr nachgeholt werden wird!
Stimmen aus der Anfangszeit
Claudia W. (Gründungsmitglied)
Wie kam es, dass Sie selbst aktiv wurden und einen Kindergarten ins Leben riefen?
Es war wirklich aus der Not heraus.Unsere älteste Tochter haben wir mit Ach und Krach in einem Rheinbacher Kindergarten unterbringen können. Für die folgenden beiden Kinder standen die Chancen noch schlechter. Damals hieß es, man könne sich freuen, wenn die Kinder noch ein Jahr vor der Schule den Kindergarten besuchen dürften. Das war mir zu wenig. Ich wünschte meinen Kindern eine schöne, dreijährige Kindergartenzeit und mit diesem Wunsch stand ich nicht alleine da.
Wir Eltern taten uns zusammen, sprachen wegen der Räumlichkeiten mit der Stadt und kümmerten uns um Personal.Glücklicherweise krempelte die zukünftige Leiterin Frau Meyer sofort die Hemdsärmel hoch und half uns bereits bei Konzept und Planung.
Außerdem war es damals absolut unüblich seine Kinder über Nachmittag betreuen zu lassen. Gängig waren Öffnungszeiten von 9-12 Uhr. Somit waren wir mit unserem Übermittags-Angebot, zudem noch mit eigener Köchin, echte Vorreiter in Rheinbach.
Wie kamen Sie an den Hof Raaf?
Die Stadt Rheinbach bot uns den Hof, der zuvor lange Zeit leer stand, zur Nutzung an und beauftragte ihren Architekten mit dem Umbau. Währenddessen waren wir provisorisch in Räumlichkeiten der Grundschule Sürster Weg untergebracht. Von der Initiativgründung bis zum Umzug in den ehemaligen Bauernhof vergingen letztendlich drei Jahre. Im Januar 1999 konnten wir das neue Schmuckstück endlich beziehen.
Würden Sie das noch einmal machen?
Auf alle Fälle und sofort! Das Engagement hat sich wirklich gelohnt!
Was denken Sie, wenn Sie heute am Kindergarten vorbei kommen (oder darüber lesen)?
Nach wie vor interessiert mich alles, was mit dem Kindergarten zu tun hat – es war halt eine Herzensangelegenheit.
Haben Sie noch Kontakte aus der Gründungszeit?
Ja, zu ein paar Familien von damals, die ebenfalls in Rheinbach geblieben sind.
Martina B. (Erzieherin Kita Wibbelstätz 1996-2020)
Wann begann Ihre Zeit bei den Wibbelstätzen?
Alles begann im August 1996 in Räumlichkeiten der Grundschule Sürster Weg.
Es gab eine Kollegin, die Leiterin und 25 Kinder.
Was war besonders ganz am Anfang?
Erst einmal durften wir alles, was wir für die Kinder benötigten, selber aussuchen, also zum Beispiel Möbel, Spielzeug, Dekoration usw. Dann war besonders, dass fast die gesamte Gruppe nur aus Dreijährigen bestand. Und zudem sprühten wir nur so vor Elan und Ideen, die wir umsetzen wollten.
Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?
Anfangs war es unheimlich familiär – es gab ja nur die eine Gruppe. Nachmittags waren sogar oft nur zwei oder drei Kinder da. Der Zusammenhalt war von Anfang an ganz toll.
Was sich allerdings zum Negativen verändert hat, ist die zunehmende Bürokratie im Laufe der Jahre. Anfangs hatte man alle Zeit nur für die Kinder.
Gibt es eine kleine Anekdote, an die Sie sich besonders gerne erinnern?
Es kam einmal ein Dieb in den Kindergarten und klaute das Portemonnaie der damaligen Leiterin, in dem vor allem Geld des Kindergartens aufbewahrt wurde. Die Leiterin sah den Dieb noch fliehen, überlegte nicht lange, sondern rannte hinterher. Sie konnte ihn stellen und das Portemonnaie wieder in Ihren Besitz bringen, wenngleich der Dieb auch abhaute.
Das Kindergarten-Geld war gesichert und das war die Hauptsache!
Was macht die Wibbelstätze Ihrer Meinung nach aus?
Es war meines Wissens die erste Elterninitiative in Rheinbach. Zu Beginn lief alles ein bisschen unkonventioneller. So gab es beispielsweise Vorstellungsgespräche bei uns im Wohnzimmer. Eine Elterninitiative schafft Möglichkeiten – die Zusammenarbeit zwischen Team und Eltern hat bei uns immer sehr gut geklappt.
Was wünschen Sie dem Kindergarten für die Zukunft?
Ich würde mir wünschen, dass die Erzieher wieder mehr Zeit nur für die Kinder hätten und nicht, wie heute, jedes Pflaster dokumentieren müssten. Weniger Bürokratie eben.
Barbara S. (Kita-Kind 1999-2002)
In welche Gruppe gingen Sie damals? Können Sie sich an Ihre Erzieher erinnern?
Ich kam 1999 nach oben in die Sterntaler-Gruppe. Dort blieb ich meine drei Kindergartenjahre. Erinnern kann ich mich an Yvonne, meine Bezugserzieherin, Sylvia, Stefanie und natürlich an die Leiterin Frau Meyer.
Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Kita-Zeit?
Wir unternahmen damals oft Ausflüge an den Bach im Rheinbacher Stadtwald.
Dann kommt mir unsere „Kunstausstellung“ in den Sinn. Unsere Familien wurden auf die Tenne geladen, um auf Wäscheleinen aufgehängte Bilder, die wir gemalt hatten, zu bewundern.
Und auch die Elterntrödelmärkte, die im Innenhof veranstaltet wurden, sind mir noch in guter Erinnerung. Doch, ich hatte eine wirklich schöne Kindergartenzeit!